Man mag es kaum glauben, aber in unserer schnelllebigen und digitalisierten Welt gibt es noch immer Offline-Prozesse, die sich reger Beliebtheit erfreuen. Einer dieser Urzeit-Dinosaurier im Finanzbereich ist das Postident-Verfahren, das bei einer Girokonto-Eröffnung ausgeführt wird. Rund 80 Prozent der onlineaffinen Neukunden ziehen das Postident-Verfahren einer Videolegitimation vor.
Nun mag man sich fragen, was der Grund für diese Liebe zu analogen Prozessen sein kann, zumal die Videolegitimation auch bereits per App auf dem Smartphone möglich ist und viele Kunden sich über Girokonten online informieren und auch den ersten Kontakt zur Bank häufig auf dem Onlineweg herstellen. Warum also setzen nur 20 Prozent der ING-DiBa-Neukunden auf die Online- oder Video-Legitimation? An Sicherheitsaspekten scheint es nicht zu liegen, denn der ausführende Dienstleister Web-ID Solutions setzt auf moderne Verschlüsselungstechniken. Möglicherweise muss man die modernen Formen der Legitimation zur Kontoeröffnung auch nur aktiver kommunizieren? Kennen womöglich viele Verbraucher gar nicht die Möglichkeit der Online-Legitimation? Oder sind etwa technische Hürden an der mangelnden Nutzung schuld? Fragen über Fragen, die sich bisher aber nicht klar beantworten lassen. Vielleicht hilft zunächst ein Blick auf die Gruppe von Personen, die Girokonten am häufigsten eröffnen.
Ältere Kontonutzer wechseln und eröffnen seltener Girokonten, als jüngere Personengruppen
Die Gruppe von 27 bis 37 Jahren ist am ehesten wechselwillig, wie nach Erhebungen ermittelt werden konnte. Diese Kundengruppe wechselt häufig von Banken und Sparkassen zu Direktbanken, die einen Zuwachs bis 23 Prozent in dieser Altersgruppe beim Kontowechsel für sich verbuchen können. Möglicherweise handelt es sich gerade um die onlineaffinen Kunden in dieser Altersklasse, die den Nutzungsgrad von 20 Prozent der Neukunden bei der Videolegitimation zur Girokonto-Eröffnung der ING-DiBa ausmachen. Ältere Kunden eröffnen mal ein Depotkonto oder ein zusätzliches Konto, wechseln aber nur äußerst selten das komplette Konto inklusive Schließung des alten Girokontos und des Kontoumzugs, wenngleich dieser einfacher geworden ist und die Banken aktiv beim Kontowechsel innerhalb eines vorgegeben Zeitrahmens mitwirken müssen.