Lebensversicherung: Ende des Garantiezinses?

Lebensversicherung: Ende des Garantiezinses?

20. Mai 2013

Die klassische Lebensversicherung steckt in der Krise, die niedrigen Zinsen führen dazu, dass viele Versicherer Schwierigkeiten haben, die versprochene Verzinsung für den Kunden zu erwirtschaften. Immer mehr Anbieter denken über eine Änderung des traditionellen Modells nach, erste Versicherer bringen neue Produkte auf den Markt – ohne Garantiezins. Weitere könnten folgen.

In der aktuellen Niedrigzinsphase suchen immer mehr Versicherer nach Wegen, wie die klassische Lebensversicherung umgestaltet werden kann. Denn nicht nur der Anbieter selbst macht Minus, auch immer mehr Sparer müssen sich bei Auszahlung der gesparten Beiträge mit weniger zufriedengeben. Knackpunkt ist der Garantiezins, der seit Januar 2012 nur noch 1,75 Prozent beträgt, und bald ganz wegfallen könnte. Mit dem Garantiezins verpflichten sich die Versicherer den Sparanteil der Lebensversicherung in einer bestimmten Höhe zu verzinsen. Doch die Anbieter stehen unter Druck, bei der klassischen Lebensversicherung ist die Anlagestrategie streng reglementiert, um Sicherheit für den Kunden zu gewährleisten. So bringen etwa langfristige Staatsanleihen weniger als zwei Prozent Zinsen. Als erster Versicherer will Ergo nun eine Police ohne Garantiezins auf den Markt bringen, ab dem 1.7. soll die Option „Rente Garantie“ neue Sparer anlocken. Das Versprechen des Versicherers: Nach einer Laufzeit von 15 Jahren soll der Kunde alle eingezahlten Beiträge zurück erhalten. Mit neuen, risikoreicheren Anlagestrategien soll mehr Rendite erwirtschaftet werden, die Gewinne sollen den fehlenden Garantiezins ausgleichen. Bereits jetzt investieren einige Versicherer einen Teil der Beiträge in Gasnetze oder Solaranlagen, um so die Erträge ihrer Kunden steigern zu können. Für den sicherheitsverliebten deutschen Sparer wird es zwar weiterhin Policen mit Garantiezins geben, doch dieser könnte noch weiter fallen. Für Neukunden wird die Lebensversicherung zu einer riskanten Altersvorsorge, wer Policen mit niedrigem Garantiezins wählt, kann vielleicht nicht mal die Inflation ausgleichen.

Überschussbeteiligung: Kunden von Altpolicen müssen mit Einbußen rechnen

Ein weiteres Problem für die Versicherer sind alte Policen, für die höhere Garantiezinsen gewährt wurden. Denn die einmal versprochene und vertraglich zugesicherte Verzinsung muss vom Versicherer erbracht werden. So lag der Garantiezins bis zum 30.6.1995 bei 3,5 Prozent, bei Abschluss einer Lebensversicherung bis zum 30.6. 2000 wurden sogar vier Prozent garantiert. Um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können, müssen Rücklagen gebildet werden. Wie groß diese sind und wie viel Überschussbeteiligung Kunden alter Policen erhalten, hängt maßgeblich vom Anlageerfolg des Versicherers ab. Konnten die großen Versicherer 2012 durchschnittlich noch vier Prozent Überschussbeteiligung zahlen, wird diese wohl weiter fallen. Liegt die jährliche Gutschrift bereits jetzt auf einem sehr niedrigen Niveau, müssen auch negative Folgen für den Schlussüberschuss – also der Gewinnanteil, der bei Vertragsende gezahlt wird – befürchtet werden.

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